
Der Konstanzer Bürgermeister Dr. Andreas Osner steht dem Dezernat II für Soziales, Kultur, Bildung, Sport und Gesundheit vor. Und er unterstützt „83 – Konstanz integriert“. Er verbindet mit der Kampagne die Hoffnung, dass Flüchtlinge emotional ankommen und Vorurteile abgebaut werden.
Warum unterstützen Sie das Integrationsprojekt 83?
Es ist eine herausragende, innovative Idee. Einerseits weil es ganz praktisch um Begegnung und Wohnen geht, also auf menschliche Grundbedürfnisse abstellt. Andererseits verbinden Sie damit eine interessante Kampagne mit vielen kreativen Ideen. Das Besondere daran ist die Vielfalt und Kombination unterschiedlichster Kommunikationsformen, Symbole, Kunstvolles und Praktisches, Präsenzveranstaltungen und Internet, etc.
Ich möchte, dass das Projekt einen Erfolg hat, der nachhaltig ist.
Gibt es einen persönlichen Hintergrund für Ihre Unterstützung?
Meine Großmutter ist nach dem Krieg aus der damaligen Mark Brandenburg – heute das polnische Bundesland Westpommern – vertrieben worden. Sie hat sich mit ihren beiden Kindern ein Jahr lang quer durch Ostdeutschland durchgeschlagen und so ist meine Familie im Ruhrgebiet ansässig geworden. Man braucht aber keinen familiären Hintergrund, um sich für Flüchtlinge einzusetzen, das geht auch einfach so…
Was würden Sie sich wünschen, dass das Projekt 83 in Konstanz bewegt?
Dass der soziale Frieden in der Stadt bleibt. Dass Konstanz positive Erfahrungen mit Flüchtlingen macht. Dass Flüchtlinge auch emotional „ankommen“, Respekt erfahren. Dass über die Begegnung nachvollziehbare Ängste, aber auch Vorurteile abgebaut werden. Dass Flüchtlinge Bindungen aufbauen und Boden unter die Füße bekommen. Dass sich gute Beispiele herumsprechen und eine Basis für Zusammenleben und Zusammenhalt aller geschaffen wird. Dass glückliche Gastfamilien und die Kampagne einen Beitrag dazu leisten, unsere verunsicherte Gesellschaft gegen pauschale Vorverurteilung ein bisschen immuner zu machen.
Dass die Kampagne von vielen anderen übernommen wird.
Was benötigen Konstanzer und Flüchtlinge am dringendsten, damit Integration gelingt?
Menschenwürde. Kontakt. Bindung. Sicherheit. Selbstvertrauen. Sinn. Wertschätzung. Respekt. Menschenrechte im Kopf, Europäische Grundwerte im Blut.
Wie Sie sagen, dieses gilt für beide …
Welche Erfahrung haben Sie im Kontakt zu Flüchtlingen gemacht?
Mich bewegen die persönlichen Geschichten der Menschen sehr. Es ist nicht einfach, bei den schwierigen Lebensbedingungen, Belastungen und bedrückenden Erfahrungen der Flüchtlinge, ruhig zu bleiben und eine notwendige innere Distanz zu wahren. Ich bewundere die vielen professionellen und ehrenamtlichen HelferInnen und BetreuerInnen für ihre Kraft.
Foto: Stadt Konstanz